2017-01-07_BNZ-Proklamation

1961 als Kölsche Stropp in Köln-Lindenthal geboren, lernte Gebhard auch sehr früh den Karneval kennen und lieben. Neben der Teilnahme an den Schull- un Veedelszöch hatte er musikalische Auftritte bei den jährlich stattfindenden Karnevalssitzungen am Städt. Neusprachlichen Gymnasium Schaurtestraße in Deutz.

Nach bestandenem Abitur studierte er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg evangelische Theologie. Nach seinem Vikariat in der Gemeinde Köln zog es ihn 1996 als Pfarrer nach Herren-Sulzbach/Pfalz, um dann 2001 zurück ins geliebte Rheinland zu kommen. Seit 2001 ist Gebhard unser Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Bedburg-Niederaussem-Glessen. Viele sehen in ihm auch den Vertreter des kölschen Frohsinns in der evangelischen Kirche. Legendär ist sein „Joddesdeens op Kölsch“ am Karnevalssonntag, der natürlich im kölschen Dialekt abgehalten wird. Höhepunkt ist dabei, wenn er zur Gitarre greift, die Lieder von Brings, Bläck Fööss und Co live singt und von der Gemeindeband musikalisch unterstützt wird. 

Unterstützung  zu Hause bekommt er von seiner  Frau Petra und den Kindern Leander, Zoe und Linn.

Zur BNZ kam er wegen seiner Lieblingsfarben Rot und Weiß und durch die legendäre Bierdeckelanwerbung nach ein paar Kölsch. Seitdem sitzt auch er im Elferrat der BNZ. Weitere Hobbies sind Musik, Musik, Musik, Laufen, Lesen und Lachen.  

Interview des Bedburger Löwen mit Jungfrau Gebhardine

Bedburger Löwe, Ausgabe 28.01.2017 (Woche 4, Nr. 48), Seite 2f

Das Bedburger Dreigestirn: „Joddesdeens op Kölsch“ – Interview mit Jungfrau Gebhardine

Zum Karneval, so sagt Gebhard Müller, ist er während seiner Schulzeit am Städt. Neusprachlichen Gymnasium in Deutz gekommen. Dreimal jährlich rockte er während der schuleigenen Sitzungen mit umgeschriebenen Charthits die Bühne – keine Obrigkeit blieb verschont. Beim Antritt seiner Pfarrstelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen hatte der heute 55-Jährige – kaum verwunderlich – natürlich auch die fünfte Jahreszeit im Gepäck. Der legendäre „Joddesdeens op Kölsch“ an Karnevalssonntag war geboren. Dem Umtexten ist das Elferratsmitglied der Bedburger Narrenzunft (BNZ) treu geblieben und so erhalten bekannte Karnevalslieder seitdem christliche Zeilen. Bei diesem Lebenslauf war seine jüngste Rolle wohl schon vorprogrammiert: Pfarrer Gebhard Müller ist in dieser Session als Ihre Lieblichkeit Jungfrau Gebhardine Teil des Bedburger Dreigestirns. Im Vorfeld der Proklamation, die am 7. Januar 2017 stattfand, nahm sich der Familienvater Zeit für ein Interview.
Stadt Bedburg (SB): Was bedeutet Karneval für Sie?
Jungfrau Gebhardine (JG): Er ermöglicht es uns, vor Beginn der Passions-, also Fastenzeit, noch einmal aufzudrehen und das Leben zu genießen. Als Protestant empfinde ich es als besonders wichtig in diesen Zeiten – gerade auch nach den Ereignissen in Berlin -, abzuschalten, in der Gemeinschaft zu sein und Freude miteinander zu teilen. Dieses spezielle Kölner Phänomen, in dem es keine Rolle spielt, welche Hautfarbe der andere hat oder wo die Menschen herkommen, in dem man alle mitnimmt und zusammen Spaß hat, schwappt auch in den Rhein-Erft-Kreis über – eine tollere Botschaft könnte es dieser Tage nicht geben.
SB: Was hat Sie dazu bewogen, Jungfrau zu werden?
JG: Die berühmte Bierdeckelanwerbung hat mich vor ein paar Jahren zur BNZ geführt, wo ich mittlerweile im Elferrat sitze. Nachdem die Idee entstanden war, dass aus diesem das nächste Dreigestirn hervorgehen solle, bekam ich im Juni 2015 einen Anruf von Norbert Walter, dem heutigen Prinz, der mich fragte, ob ich mir vorstellen könne, Teil der Regenten zu werden. Da habe ich erstmal geschluckt, fühlte mich dann aber geehrt, dass man mich dafür in Erwägung zieht. Als Pfarrer musste ich natürlich zunächst Rücksprache mit meinem Superintendenten halten, für den jedoch nichts dagegen sprach. In die Rolle der Jungfrau wachse ich nun Tag für Tag rein, aber ich stelle fest, dass es genau die richtige für mich ist. Endlich kann ich einmal stiller sein, muss nicht – wie sonst üblich – viel reden und das ist wunderbar. Man hofiert mich und mir macht es Spaß, mich damit auch ein Stück weit selbst auf den Arm zu nehmen.
SB: Welche Aufgaben haben Sie als Jungfrau?
JG: (Lacht) Schön zu sein! Aber dabei bleibt es natürlich nicht. Gerade auf der Bühne muss ich absolut präsent sein, Stimmung verbreiten und die Menschen zum Mitmachen animieren. Das gelingt mir durchs Musizieren und Singen; meine Talente sind an dieser Stelle durchaus nützlich.
SB: Welche Eigenschaften bringen Sie für Ihr Amt mit?
JG: Sicherlich die Fröhlichkeit und Freundlichkeit, vielleicht sogar das Liebliche! Daneben arbeite ich gerne im Team und versuche für andere unterstützend zu sein, in diesem speziellen Fall sowohl für Prinz Norbert I., Bauer Marco und Prinzenführer Wolfgang Correnz als auch für die gesamte Gesellschaft.
SB: Welche Akzente wollen Sie während der Session setzen?
JG: Unser Ziel ist es, Gemeinschaft zu stiften und nah beim närrischen Volk zu sein. Wir sehen uns als einen Teil des Ganzen, nicht als ein abgehobenes Trio, und wollen mit den Leuten zusammenstehen, sie das, was sie belastet, für einen Moment vergessen lassen. In diesem Punkt ähneln sich der Karneval und Gottesdienst, denn auch bei mir in der Kirche soll man seine Probleme einmal ruhen lassen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Heutzutage wird eine solche Gelegenheit immer wichtiger. Wenn ich beispielsweise lese, was in sozialen Netzwerken zu Themen wie der Flüchtlingsfrage geschrieben wird, welche Ängste damit gezielt geschürt werden, dann ist das eine Belastung, die man irgendwann nicht mehr aushält. In solchen Momenten muss man abschalten und das Rheinische betonen: „Jede Jeck is anders“ und „Mer stonn zesamme“. Dies sehe ich als meinen Auftrag.
SB: Gibt es einen Moment während der Session, auf den Sie sich am meisten freuen?
JG: Der Proklamation sehe ich mit großer Freude, aber auch etwas Spannung entgegen. Die Höhepunkte der Session werden dann sicherlich die Umzüge sein. Es ist jedes Mal wieder schön, auf dem Wagen durch die Stadt zu fahren, die Menschen dort fröhlich stehend und feiernd zu sehen, ihnen zuzuwinken und eine entsprechende Resonanz zu bekommen. Als Mitglied des Dreigestirns wird das in dieser Session etwas ganz Besonderes sein.
SB: Wie möchten Sie nach Ende der Session in Erinnerung behalten werden?
JG: Als ein fröhliches, gemeinschaftsstiftendes und freudebringendes Dreigestirn, mit dem alle Spaß hatten!
SB: Mit welchen drei Worten würden Sie den Bedburger Karneval beschreiben?
JG: Ich finde ihn übersichtlich, was seinen Reiz hat, denn die Menschen kennen die Abläufe genau. Außerdem ist er persönlich, was damit zusammenhängt, dass sich hier alle kennen. Und zu guter Letzt sorgen die Stimmung der Menschen und die Orte, an denen wir feiern, für ein besonderes Ambiente, das mir sehr zusagt.
SB: Welches Karnevalslied mögen Sie besonders?
JG: Ganz klar „Isch mööch zo Fooß noh Kölle jon“. Mit diesem Lied verbinde ich viel. Es beschreibt die Sehnsucht, das Heimweh nach Köln, das man verspürt, wenn man nicht zuhause ist. Dieses starke Heimatgefühl kenne ich aus den Zeiten, in denen ich außerhalb des Rheinlands gelebt habe, zum Beispiel während meiner ersten Pfarrstelle in der Pfalz.
Seit der Proklamation des Bedburger Dreigestirns am 7. Januar 2017 regiert Ihre Lieblichkeit Jungfrau Gebhardine über die Stadt. Für ihre Regentschaft wünschen wir ihr unvergessliche Momente und viel Spaß. Wir als Stadt freuen uns auf eine jecke Zeit und darüber, nach zwei Jahren endlich wieder ein Dreigestirn zu haben!