70 Jahre „Bebbesche Funken rut-wieß“. (Gründungsjahr 1934)
von Heribert Latz

 Die Stadtwache der Bedburger Narrenzunft feiert ein kleines Jubiläum

Es ist schon viel geschrieben worden über den Ursprung des Bedburger Karnevals, über die Entstehung der Bedburger Narrenzunft und die Gründung ihrer Stadtwache.

Ernst Schopen, Ehrenzunftmeister und langjährige Zunftschreiber der BNZ hat in seinen Chroniken zum 100- und 111- jährigen Jubiläum der Zunft und in anderen umfangreichen Beiträgen zu den Sessionsheften vorbildliche Arbeit geleistet. Ihm ist zu verdanken, dass viele Einzelheiten der Gründerzeit und über den Wiederaufbau der Funkengarde nach dem 2. Weltkrieg nicht verloren gegangen sind. Also, warum noch einmal eine Darstellung der Historie? Dafür gibt es (mindestens) zwei gute Gründe.

Erstens können und dürfen wir nicht davon ausgehen, in jedem Haushalt ein komplettes Nachschlagewerk über die BNZ vorzufinden. Zweitens, wichtiger noch, wollen wir gerade unserem jüngeren interessierten Publikum die Möglichkeit geben, etwas über die Geschichte der „Bebbesche Funken“ rut-wieß zu erfahren.

Nun, das Gründungsjahr der heute Stadtwache genannten Abteilung der BNZ wird auf 1934 datiert. Es muss aber schon weit vorher Funken in unserer Vaterstadt gegeben haben. Ein an anderer Stelle in diesem Heft abgedrucktes „Leed van de Bebbesche Funken“ aus dem Jahr 1846 gibt davon Zeugnis. Inwieweit der Inhalt den damaligen Tatsachen entspricht oder sich im Bereich der Legenden bewegt, sei dahingestellt. Das Selbstverständnis der Funken, bis heute, eine Parodie oder Verulkung des preußischen Gamaschendienstes darzustellen, ist zweifellos erkennbar.

Zum 25-jährigen Jubiläum der Narrenzunft im Jahr 1911 wird eine Funken-Infanterie und -Artillerie erwähnt, die sich am großen Rosenmontagszug beteiligte. Die Hoffnung, das Korps zu einem festen Bestandteil der Zunft zu machen, zerschlug sich, aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges.

Im Jahresbericht 1930/31 findet sich eine Bemerkung: „…an Freikarten wurden ausgegeben … für 5 Funken…“ Es gab also schon Funken, sie waren aber sicherlich nicht Mitglied der Gesellschaft und werden in einer späteren Notiz nur als „Staffage“ bezeichnet.

In einer Niederschrift vom 02. Dez. 1933 über eine Versammlung im „Hotel zum Stern“ findet sich dann folgender Abschnitt: „Dann machte er (Präsident Josef Schneider) die Anwesenden mit der Gründung eines Tanzkorps bekannt. Er schlug vor, eine Matrosengruppe zu gründen. …“ Diese Idee ist nachvollziehbar, es gab in Bedburg ein für die damalige Zeit hervorragendes Freibad, eine Schwimmabteilung der DJK und einen Kanuclub. Junge Leute wären von dort aus für die neue Formation zu werben gewesen. Doch dieser Vorschlag kam nicht durch. U.a. waren die Herren Willy Herrenbrück und Hermann Langen der Meinung, „dass für Bedburg nur echte Funken in Frage kämen.“ Man orientierte sich hier, wie in vielen anderen karnevalistischen Belangen, eindeutig am Vorbild der Stadt Köln. „Es sollte nach Mitteln und Wegen gesucht werden, auch in der BNZ diese alten Stadtsoldaten in einer Tanzgruppe einzuführen.“ Einige Tage später, die Entscheidung für eine „Funkengruppe“ war wohl gefallen, erklärte sich die Versammlung mit der Anschaffung von Funkenkostümen einverstanden. Pro Uniform sollten aber nicht mehr als 40 RM ausgegeben werden. Dass dieser Preis letztendlich um das 2 1/2-fache überschritten wurde, davon können auch heutige Zahlmeister noch ein Lied singen. Nach vielen Schwierigkeiten war die Ausstattung letztendlich komplett vorhanden. Es fehlte nur noch die entsprechende Mannschaft.

Schriftliche Unterlagen fehlen darüber. Aber ein Foto aus dem Gründungsjahr 1934 lichtet das erste Funkenkorps der BNZ vor dem Elferratstisch im Jägerhof ab. Aus heutiger Sicht bemerkenswert, das Tanzmariechen wurde von einem Mann dargestellt. Als erster schlüpfte Alfred Ruland, der spätere Kommandant und Ehrenkommandant, graziös in diese weibliche Rolle. Die Funken der ersten Stunde sollen hier noch einmal benannt werden.

Karl-Heinz Istas – Tanzoffizier, Alfred Ruland – Tanzmariechen, die Funken: Jakob Wolter, Franz Ruland, Josef Frey, Edi Jungbluth, Karl Jüsgen, Otto Koberstein, Heinz Neunzig und Willi Nettersheim.

Mann darf davon ausgehen, dass der Premierenauftritt der neuen Funken am 4. Januar 1934 erfolgte. Das Programm einer „Gala-Damensitzung“ führt unter Punkt 5.) „Aufmarsch und Tanz unseres Funkenkorps“ auf. Die Resonanz des Publikums und der Presse auf diesen ersten Schritt in die Öffentlichkeit war durchweg positiv. Der erfolgversprechende Anfang war also geschafft.

Im Jahresbericht des Schriftführers Willy Neunzig vom 10. März 1934 wird ausdrücklich der Fleiß und die Einsatzbereitschaft der Funken gelobt. Das Training von Fräulein Mia Sensen war wohl der Garant des Erfolges. Sie hatte auf die Melodien der Märsche „Hoch Heidecksburg“ und „Deutschlands Ruhm“ die originelle Choreographie entwickelt und in wochenlanger Arbeit mit den Funken umgesetzt.

Diese unerlässlichen Übungsstunden werden auch heute noch von den Funken geleistet. Die Geselligkeit kommt dabei, heute, wie in den Anfangstagen des Korps, sicher nicht zu kurz. (Der Chronist war jahrelang selbst Funke und weiß, wovon er spricht.)  Bemerkenswert ist die Tatsache, dass diese Tänze bis heute, wenn auch mit dem Zeitgeschmack entsprechenden Änderungen, unverzichtbar zu einem Stadtwachenauftritt gehören.

Die Funken etablierten sich in den Folgejahren schnell in der BNZ. Den Unterlagen kann man nur positive Berichte entnehmen. Einer der Höhepunkte der Vorkriegszeit war sicherlich das 50-jährige Bestehen der Zunft im Jahr 1936. Es ist denkbar und naheliegend, dass dieses Jubiläum auch eine Triebfeder zur Gründung der Stadtwache war.

In den Folgejahren wurde mehrmals eine Personalergänzung des Funkenkorps notwendig. Die politische Entwicklung forderte mit der Einberufung der jungen Männer zum Arbeitsdienst oder zur Wehrmacht ihren Tribut, leider auch von der Narrenzunft.

Im Januar 1938 vollzog dann die Generalversammlung eine überfällige Entscheidung. Die Mitglieder der Stadtwache wurden (endlich) vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft.

Bei einer Sitzung der „Erftgrafen“, einer KG in Grevenbroich, feierte die Gesellschaft im Jahr 1939 einen großen Erfolg außerhalb unserer Stadtmauern.

Es sollte für eine lange Zeit der letzte sein. Die kommenden Jahre ließen keinerlei Gedanken an Frohsinn oder Rheinisches Brauchtum aufkommen.

Nach den schrecklichen Ereignissen des 2. Weltkrieges erwachte trotz allem der Karneval in Bedburg schon in der Session 1946/47 zu neuem Leben. Unter dem Deckmantel des örtlichen Volksbildungswerkes gab es wieder eine entsprechende Brauchtumspflege. Karneval war ja offiziell noch durch die Alliierten verboten.

Von der Zunft hören wir ein erstes Mal wieder im November 1947. Die Versammlung vom 11.11. wählt Willi Schopen zum Präsidenten. Man beschließt, die Zunft weiterzuführen und einen Neuanfang zu wagen. Bedauerlicherweise musste festgestellt werden, dass die Uniformen der Stadtwache den Einmarsch der Befreiungstruppen nicht unbeschädigt überstanden hatten. Sie waren stark zerschnitten und schlichtweg unbrauchbar. Schon einige Tage später wird mit dem Kostümverleih Hintzen in Korschenbroich Kontakt aufgenommen. Die Bemühungen von Jakob Wolter haben Erfolg und so erfolgten die ersten Auftritte in geliehenen Uniformen. Die Namen der Aktiven sind uns erhalten geblieben: Heini Hamacher (Kommandant und Tanzoffizier), Hans Josef Becker (Mariechen) und als Funken: Hans Werner Dackweiler, Josef Frey, Edi Fassbender, Peter Hohenschon, Jakob Wolter, Martin Krichel, Rolf Lappe, Erich Minnartz und Robert Krall.

Bemerkenswert war in diesen, nicht gerade rosigen Nachkriegszeiten die Großzügigkeit der BNZ-Familie. Eine Sachspende des Schirmherrn Bertil Brunnström, Direktor der damaligen Bedburger Wollindustrie, ermöglichte schon 1948 die Neueinkleidung der Stadtwache. Gleichzeitig wurde das Korps durch einen Kommandanten, einen Adjutanten und sechs Fahnenoffiziere ergänzt. Weitere Spenden von Fred Noppel, Franz Rüdelstein, Hugo Flesch und Josef Hohenschon ermöglichten die Beschaffung von neuen Bandeleeren und Stiefeletten. Die von Metzgermeister Adam Bodden gestiftete Fahne und eine von Jean Havenith in solider Form gefertigte Standarte, die heute noch vorhanden und im Gebrauch ist, komplettierten das Erscheinungsbild der Funkengarde.

Damit war man gerüstet für die Session 1948/49. Ein Höhepunkt dieser Kampagne war zweifellos der von Ferdi Leisten vermittelte Besuch der Kölner Zentralsporthalle am Karnevalssonntsg. Der damalige Präsident der Kölner Ehrengarde hatte einen umjubelten Auftritt angekündigt und das verwöhnte Kölner Publikum hielt sein Versprechen. Die sogenannten „Buure vom Land“ konnten mit ihrer gelungenen Darbietung in der Hochburg des Rheinischen Brauchtums vollkommen überzeugen.

Die Session 1949/50 brachte eine Änderung am Hutschmuck der Stadtwache. Die von den Kölner Funken übernommen Insignien „Hering und Pfeife“ wurden durch die noch heute gebräuchliche Zuckerrübe, die „Knolle“ ersetzt.

Ein Jahr später steht für die Stadtwache, wie für die gesamte Zunft, ein besonderes Ereignis auf dem

Terminplan. Mit Prinz Heinrich Wilhelm I. (Wolter) zieht zum ersten Mal nach dem Krieg ein närrischer Regent durch die Straßen Bedburgs. Nach der langen, von politischer Seite aufgezwungenen karnevalistischen Enthaltsamkeit, muss es ein wahrer Triumphzug gewesen sein.

In einem Dokument wird belegt, dass sich an dem Umzug 285 Personen beteiligten. Wie in einem Prinzenjahr üblich, hatte die Stadtwache während dieser Session zahlreiche Auftritte zu bewältigen. In der gleichen Session gründet sich auf die Initiative von Peter Möker ein Fanfarenkorps. Unter der Leitung von Ludwig Lammertz spielten Karl Fischer, Josef Förster, Peter Möker und Christian Krüppel die Fanfaren, währen Willy Wagner mit der Landsknechttrommel den Rhythmus vorgab. Damit war der erste Grundstein zur BNZ-Musikabteilung gelegt.

Mit einer Mitgliederliste der Stadtwache aus dem Jahr1952/53 wollen wir den ersten Teil dieser kleinen Chronik beenden. Der Chronist tut dies mit dem Versprechen, sich im laufenden Jahr um weitere Informationen bei den noch lebenden Zeitzeugen zu bemühen. Die schriftlichen Unterlagen sind teilweise sehr spärlich. Daher bittet der Zunftschreiber alle Zunftmitglieder, die etwas zur Geschichte der Stadtwache beitragen können, um Mithilfe: Ob Fotos, Texte oder Erzählungen, für alle gibt es eine Verwendung. Tel.: 02272/90 50 82 (Rückgabe wird garantiert)

Stadtwache der BNZ in der Session 1952/53

Kommandant:                     Fritz Noppeney                                                                  Funken: Hans Engels

Adjutant:                              Leo Noppeney                                                                    Edi Fassbender

Tanzoffizier:                        Heinrich Hamacher                                                           Arno Clemens

Mariechen:                           Hubert Clemens                                                                  Peter Koenigs (C.H.)

Martin Krichel

Fahnenträger:                      Peter Schmitz                                                                     Hanswerner Müller

Fahnenoffiziere:                 Peter Hohenschon                                                             Matthias Inden

Franz Ruland                                                                      Heinrich Röckelrath

Günter Schmitz

Standartenträger:                Josef Frey                                                                            Hans Peter Wolter

Standartenoffiziere:           Jakob Wolter                                                                       Hans Koenigs

Erich Minartz                                                                     Karl Schwarz

 

Fanfarenkorpsleiter:           Ludwig Lammerz

Trommler:                            Willy Wagner

Bläser:                                   Karl Fischer

Christian Krüppel

Josef Falkenberg

 

Der erste Teil dieser kleinen Chronik wurde mit einer namentlichen Auflistung der Stadtwache aus der Session 1952/53 beendet. Durch einen Zufall gelangte das Zunftarchiv zwischenzeitlich zu einem entsprechenden Foto. Es wurde wohl eine Session früher aufgenommen, doch die Formation dürfte keine großen Unterschiede aufweisen. Eines fällt bei der Betrachtung auf! Das Fanfarenkorps, bereits in der Session 1950/51 gegründet und aktiv, fehlt auf dieser Aufnahme. Wie schon erwähnt, erhielt diese Gruppe erst ein Jahr später ihre rot-weißen Uniformen, hatte sich inzwischen etabliert und spielte regelmäßig bei den Auftritten der Stadtwache. Einige Protokolle berichten von erfolgreichen Auftritten u. a. im Stadt-Theater von Mönchengladbach Rheydt als Gäste der „Großen Rheydter Karnevalsgesellschaft“.

Die schriftlichen Unterlagen für die kommenden Jahre fallen sehr spärlich aus. Sie sind wohl, leider muss man sagen, durch unglückliche Umstände verloren gegangen. Einige alt gediente Zünftler fanden aber in ihren Alben noch einige Fotos aus dieser Zeit. Da der alte Spruch: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!“ selbst im digitalen Zeitalter seine Gültigkeit hat, wollen oder müssen wir uns mit dem Abdruck einiger dieser Aufnahmen begnügen.

Es darf davon ausgegangen werden, dass die Funken in jeder Session ihre Tänze aufführen konnten. Die Tradition, selbst die Mariechenrolle von einem Mann darstellen zu lassen, hielt sich bis ins Jahr 1961. Das erste weibliche Mariechen war Marlies Jungbluth (geb. Robertz), die Tochter des damaligen BNZ–Inspizienten.

Die Geschichte der Musikabteilung ist etwas wechselhafter. Die Aufzeichnungen sprechen von größeren personellen Veränderungen. Ein wichtiger Neuanfang ist eng mit der Person von Willi Ludwig (Friedhofstraße) verbunden. Sofort nach seinem Eintritt in die Zunft im Jahr 1961 bemühte er sich um den Wiederaufbau eines Fanfarenzuges. Doch schon einige Jahre später berichtet das Archiv von einem allgemeinen Mitgliederschwund in der BNZ und neuen Schwierigkeiten im Musikbereich. Dieses Problem fand in der Session 1972/73 eine geschickte Lösung. Unter der Leitung von Willi Pütz (Ritter) und Willi Ludwig (BNZ) stellten „Rot“ und Blau“ ein gemeinsames Musikkorps auf die Beine. Diese Formation hatte über mehrere Jahre eine Reihe von erfolgreichen Auftritten und begleitete zum 90-jährigen Bestehen der Zunft 1976 das erste von unserer Gesellschaft gestellte Dreigestirn.

Die Stadtsoldaten hatten währenddessen mehrere Generationswechsel erlebt. Eigenartigerweise geschah dies nicht nur einmal durch den fast kompletten Austausch eines gesamten Regimentes. Mitte der siebziger Jahre kam es wieder zu solch einem gravierenden Personalwechsel. Der Verfasser dieser Zeilen war mit damals gerade mal 25 Lebensjahren der Senior der neuen Rekruten. Acht neue Stadtsoldaten, alles Junggesellen, studierten unter Adjutant Hans Koenigs die beiden Traditionstänze ein. Es wurde wöchentlich intensiv geprobt und jedes Mal anschließend noch heftiger gefeiert. Darüber hinaus trafen sich die Jungkarnevalisten an den Wochenenden beinahe regelmäßig im gerade neu eröffneten ICI. Es sei nicht verschwiegen, oft reichte ein kleiner VW-Bus und höchstens zwei Personenwagen um mit der kompletten Stadtwache zu auswärtigen Auftritten zu gelangen. Der Freude und dem Zusammenhalt unserer Gemeinschaft hat dieser Umstand nie geschadet. Besonders gern denken die damaligen Stadtsoldaten an die Jubiläumssession mit dem Dreigestirn um Prinz Lothar I. (Michels) zurück. Es war eine schöne und unbeschwerte Zeit. Bis heute braucht man bei den Insidern oftmals nur einen Begriff zu erwähnen und bei den Beteiligten werden die Erinnerungen an schöne Erlebnisse wieder wach.

Noch etwas zur Technik in diesen Jahren. Die Musik für unsere Tänze kam von einem Spulentonbandgerät mit eingebauten Röhrenendstufen und 2 x 8 Watt Ausgangsleistung! Das Gewicht des Gerätes, pro Watt gut ein Kilogramm. Der Chronist kann dies bestätigen, er schleppte diese transportable Kraftmaschine oft genug neben seinem Kochlöffel durch die Gegend.

Nach diesen etwas schwierigen Zeiten ist seit Anfang der achtziger Jahre ein allmählicher und konstanter Aufschwung in der Stadtwache festzustellen. Unter Kommandant Hans Koenigs und Adjutant Berti Heiartz war über Jahre intensive Jugendarbeit geleistet worden. Eine Kinderfunkengruppe, der legendäre „2. Knubbel“, wurde gegründet und die Stadtwache erreichte endlich ihre Sollstärke.

Ein besonderes Ereignis ruft nach einem entsprechenden Fest. Zum Jahreswechsel 1983/84 veranstaltete das rot-weiße Korps daher einen Silvesterball. Es gab einen triftigen Grund, die Stadtwache feierte immerhin ihren 50. Geburtstag und die gesamte Zunftfamilie fand sich aus diesem Anlass in den Altstadtstuben ein. Ehrenkommandant Alfred Ruland nutzte die Gelegenheit und ließ es sich nicht nehmen, „seiner“ Stadtwache eine neue Standarte zu überreichen. Dieses von Zunftdesigner Jean Havenith entworfene Prachtstück tut bis heute, verziert mit weiteren Bannern und Wimpeln, seinen Dienst bei jedem Bühnenauftritt der BNZ.

Im Hinblick auf das 100-jährige Bestehen der Zunft war zwischenzeitlich auch im Fanfarenkorps ein neuer Anlauf gewagt worden. Es waren André und Hermann-Josef Schievenbusch, die nach einem Sitzungsbesuch bei der BNZ den Entschluss fassten, die notwendigen Initiativen zu ergreifen. Noch vorhandene Reservisten und neue Interessenten probten unter der musikalischen Einstudierung von Erhard Schneider und Klaus Weiler das notwendige Repertoire und im Januar 1982 konnte sich das neu formierte Fanfarenkorps spielbereit melden. Das Kommando auf der Bühne übernahmen André Schievenbusch und Norbert Koenigs.

Mit dieser Stadtwache, die jetzt einen soliden Personalbestand aufwies und mit viel Enthusiasmus agierte, war die BNZ bereit für die kommenden Herausforderungen.

Eine dieser Aufgaben war sicherlich das 100-jährige Bestehen der Zunft. Die Jubiläumssession 1985/86 war und ist einer der Höhepunkte in der Geschichte unserer Gesellschaft. Der Raum, der an dieser Stelle zur Verfügung steht, kann nicht ausreichen, um dieses Fest in allen Einzelheiten zu beschreiben. Die beteiligten Funken und Fanfaren haben, wie die ganze BNZ, an diese Kampagne mit dem Dreigestirn um Prinz Gerhard I. (Willkomm) bis heute noch sehr positive Erinnerungen.
Nach solchen herausragenden Ereignissen im Vereinsleben kommt es nicht selten zu Änderungen im Personalbereich. So übernimmt in der Session 1986/87 Berti Heiartz das Kommando der Stadtwache und die Leitung des Fanfarenkorps geht in die Verantwortung von Eric Schievenbusch und Per Norman Depke über. Mit wachsender Spielpraxis wird bei den Mitgliedern des Musikzuges der Wunsch nach modernen Instrumenten immer spürbarer. Bis jetzt hat man sich auf ventillose Fanfaren beschränkt. Doch für ein breiteres Repertoire und umfangreichere Möglichkeiten werden Trompeten und Posaunen notwendig. Der erhebliche Investitionsaufwand für die neuen Instrumente wird von Freunden und Gönnern der Zunft in einem von Peter Meuter geförderten Kraftakt geschultert.

Die professionelle Einstudierung durch Christoph Bottler begleitet und fördert diesen musikalischen Umbruch bis heute.

Anfang der neunziger Jahre werden personelle Engpässe bei den Funken durch den tatkräftigen Einsatz von ehemaligen Mitgliedern des so genannten Pferdchenballetts überbrückt.

Die Narrenzunft steuert jetzt, gemeinsam mit ihrer Stadtwache, auf einen neuen Höhepunkt der Vereinsgeschichte zu. Im Jahr 1997 besteht die Gesellschaft 111 Jahre, wieder ein Grund kräftig zu feiern. Wie in den anderen Prinzensessionen zuvor, unterstützten die Gardisten das Trifolium um Prinz Georg I. (Kippels) bei den zahlreichen Auftritten nach Kräften. Erfreulicherweise entwickeln sich nach diesem Jubiläumsjahr für die Stadtwache zwei neue Gruppierungen. Einmal gibt es mit den „Müüs“ eine neue Kindertanzgruppe, die erstmals 1998 zu modernen Klängen ihre modernen Tänze vorführt. Darüber hinaus bildet sich, hauptsächlich aus Reservisten der Stadtwache, ein neues Offizierskorps. Mit ihren schmucken Uniformen wertet diese Abteilung das optische Erscheinungsbild der BNZ–Stadtwache bis heute in angenehmer Weise auf.

Beenden wollen wir diese kurze Chronik mit der letzten Prinzensession der BNZ im Jahr 2001. Genau in diesem wichtigen Moment für BNZ und Stadtwache nimmt sich Kommandant Berti Heiartz ein komplettes Jahr Auszeit. Es gibt aber keine Aufregung oder Unruhe, vielmehr freut sich das Korps, ihren karnevalistischen Vorgesetzten in der Rolle der Jungfrau Bertina zu sehen. Die Funken und Fanfaren sind jedenfalls mit spürbarer Begeisterung dabei, auch Prinz Wolfgang I. (Correnz) und Bauer Fritz (Wego) durch die lange Session zu begleiten.

Bei unseren geneigten Lesern könnte jetzt der Eindruck entstehen, die Stadtwache wäre nur in der Zeit zwischen 11.11. und Aschermittwoch aktiv. Dem ist aber nicht so. Hier nur zwei Beispiele: Anfang der achtziger Jahre ging von der Kommandantur mit Hans Koenigs und Berti Heiartz eine Initiative für ein sommerliches Schlachtfest aus. Dieses Fest hatte den Ursprung in der Stiftung eines ausgewachsenen Hausschweins. Irgendwie musste und sollte diese kalorienreiche Sachspende ja eine Verwendung finden. Die Halbinsel im Schlossgelände erschien zunächst als der rechte Standort für dieses kulinarische Vergnügen. Die Unterstützung durch sachkundige Metzgermeister wurde schnell in den eigenen Reihen gefunden und so stand dem Erfolg dieser Veranstaltung nichts mehr im Wege. Nach kurzer Zeit verlegten die Organisatoren den Standort aus logistischen Gründen in den Wendehammer der Arnold-Freund-Straße. Der Stimmung des insgesamt 13x durchgeführten Vorläufers des Sommerfestes schadete dies aber nie.

Ein weiteres Highlight unseres Veranstaltungskalenders verdankt seine Entstehung ebenfalls einem Engagement unserer Stadtwache. Die allseits beliebte Karnevalsfete am Freitag nach Weiberfastnacht hat ihre Wurzeln in einer Idee der Funken und Fanfaren. Für die Jugend fehlte damals im Programm der BNZ ein entsprechendes Angebot. Mit viel Aufwand wurde eine dem Zeitgeschmack entsprechende Party auf die Beine gestellt. Der Wagemut und die Risikobereitschaft der Initiatoren zahlen sich bis heute aus. Mehr über diese Veranstaltung können sie in einem anderen Beitrag dieses Heftes erfahren.

Im nächsten Jahr stellt die BNZ zu ihrem 120-jährigen Bestehen wieder ein Dreigestirn. Der Chronist darf wohl davon ausgehen, dass auch dieses Trifolium aus guten Gründen in gleicher Weise von der Stadtwache, dem Aushängeschild der Bedburger Narrenzunft von 1886, getragen wird.

Uns ist bewusst, dass viele Namen, Ereignisse und Anekdoten in diesem Bericht leider unerwähnt bleiben. Eines ist aber gewiss, diejenigen, die einmal dabei waren, vergessen die schönen Stunden, die sie im Kreise der Stadtwache erlebt haben, nie.

Der Verfasser, lange Zeit selbst ein aktiver Funke, kann dies nur bestätigen.

Gratuliert haben wir unserem Korps schon mit dem Ordensmotiv im Vorjahr,

doch dreimol „BNZ-Stadtwache“ Alaaf! muß senn!

 Heribert Latz    2004/05