(von Carsten Esser)

Wenn an Aschermittwoch der Nubbel für alle karnevalistischen Sünden im Feuer gebüßt hat, die Fische in den umliegenden Teichen und Flüssen fröhlich aufatmen, weil sie nicht den unzähligen Fischessen zum Opfer gefallen sind und die Kostüme der Jecken längst in der Mottenkiste schlummern, fängt für unsere Stadtwache die neue Karnevalssession schon wieder an.  Die Fanfaren ölen ihre Trompetenventile und spannen die Trommeln, die Funken werfen die Gewehre über die Schulter, die Tanzoffiziere schnappen sich ihre Mariechen und das Damentanzcorps schnürt die Stiefel, um wöchentlich an ihren Auftritten zu feilen.
Den Anfang machten die Fanfaren. Seit einigen Jahren ist es gute Tradition geworden, dass sich unsere musikalische Vorzeigetruppe keine Probenpause gönnt. Jeden Freitag machen sie sich auf den Weg in den Schützensaal oder in die Altstadt Stuben und üben dort die neuen Stücke ein. Wurden früher nur einige Märsche gespielt, faszinieren sie uns nun jede Session mit neuen, oft modernen Stücken und Pottporri´s. Der hohe Probenaufwand macht es heute möglich, dass im Repertoire neben Friedrich dem Großen und dem Rheinlandmädel auch die Hits von Höhnern, den Fööss oder Brings nicht fehlen. Besonders wichtig ist das ganzjährige Proben für die neuen Mitglieder. Größtenteils sind diese zwar musikalisch, haben jedoch noch nie ein Instrument in der Hand gehalten. Nachdem die ersten Grundlagen in einigen Wochen gelernt sind, proben sie mit den erfahrenen Musikern zusammen und können schon bald die gängigsten Lieder und Gassenhauer mitspielen. Vielfach sind die Proben von derartiger Intensität, dass gestandene Kerle mit blutroten Lippen den Probenraum verlassen und der Unterschied zu Lippenstiftmodels von der Kosmetikermesse nur marginal ist. Man kann sich also durchaus auf die Auftritte in der neuen Session freuen, bei denen die Fanfaren das Publikum mit perfekten Klängen in seinen Bann ziehen wird.
Fast gleichzeitig mit den Fanfaren haben sich unsere Damen aus dem Tanzcorps zum Proben aufgerafft. Die vor einigen Jahren gegründete Gruppierung hatte in der Anfangszeit mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen. Nach einem guten Start kamen mehrere Rückschläge. Auf Mitgliederschwund folgten unvorteilhafte Uniformen, geringe Probenteilnahme und Unstimmigkeiten. Letztendlich standen in der vorherigen Session nur noch sechs einsame Mädels auf der Bühne, die ihr Können meist nicht vor Publikum zeigen konnten. So manch einer hatte sich schon gedanklich von der Vorstellung eines Damentanzcorps in der Bedburger Narrenzunft verabschiedet. Doch getreu dem Motto `Todgesagte leben länger´ haben sich die verbliebenen Mitglieder kräftig ins Zeug gelegt und fast unbeobachtet eine zwölfköpfige Truppe auf die Beine gestellt, die zu begeistern vermag. Sieht man sich dieses Corps jetzt an, mag man nicht glauben, dass dieses mal mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Jeder Saal, in dem sich die BNZ in dieser Session präsentiert, darf sich auf einen flotten Tanz freuen, in welchem die Beine so hoch fliegen, dass der Luftverkehr gestört werden könnte.

Mit Ende der Fastenzeit fing auch bei den Tanzpaaren das Kribbeln und das Verlangen nach artistischen Bewegungen wieder an. Das speziell die Darbietungen unserer Tanzpaare in den letzten Jahren an Qualität gewonnen haben, sollte mittlerweile jedem aufgefallen sein. Wer jedoch glaubt, dass sich die Paare auf den guten Leistungen ausruhen, muss an dieser Stelle enttäuscht werden. Mit großem Ehrgeiz und Hang zur Akribie treffen sich die Tanzoffiziere und Mariechen oft zweimal die Woche und proben jede Sekunde des Tanzes so oft, dass selbst Perfektionisten vor Staunen der Mund offen steht.  Einem Aufwärmtraining folgt ein hartes Training, in dem jeder Fehler von den Tanztrainern mit bösen Blicken `bestraft´ wird. Wenn man sich daran erinnert, dass es vor einigen Jahren Zuschauer gab, die monierten, dass unsere `Mariechen zu wenig fliegen´ (d.Red.), so muss man heute bei den vielen Hebefiguren fürchten, dass unsere Marie das Laufen komplett verlernt. Es ist also zu erwarten, dass unsere Tanzpaare auf der Bühne wieder etwas zeigen werden, was eigentlich nicht zu erwarten ist.

Kurz nach den Schulferien bemühte sich auch die alte Herrenmannschaft der BNZ in den Probenraum – die Funken. Im Vergleich zu den anderen tanzenden Aktiven ist bei ihnen jedoch nicht das Verlangen nach Bewegung die Hauptmotivation das Tanzbein wieder zu schwingen, sondern eher die Angst komplett einzurosten. Aber auch die Funken wollen den anderen Abteilungen in nichts nachstehen. Erst letztes Jahr präsentierten sie den lange ersehnten dritten Tanz und überraschten damit alle, wahrscheinlich am meisten sich selbst. Doch gerade diese Leistung scheint für die Funken Ansporn genug gewesen zu sein, an ihren Darbietungen mit größtem Elan weiter zu arbeiten und teilweise der allgemein gültigen Physik zu trotzen. Dieses Funkenproben hat mit dem von vor zehn Jahren nichts mehr gemein. War es damals so, dass die Proben eher an die Theke verlegt wurden, steht heute ein stolzes Männercorps im Schweiße seines Angesichts mit Turnschuhen im Fitnessstudio. Besonders wichtig hierbei ist laute Musik, schallender Gesang und oftmals großes Gelächter. Dies hebt nämlich nicht nur die Stimmung, sondern übertönt zudem die irritierenden Geräusche von knarrenden Gelenken, herausspringenden Bandscheiben und quietschenden Bändern. Auch wenn es diese Session keinen neuen Corpstanz geben wird, haben sich einige Funken etwas einfallen lassen, womit sie die Sitzungen der Zunft bereichern wollen.

Als wenn die regelmäßigen Schindereien nicht schon genug des Guten wären, wurde ein paar Wochen vor der neuen Session ein Trainingstag organisiert, an welchem noch mal an den letzten Feinheiten gearbeitet wurde. So zog also Ende September eine Gruppe von ca. 40 Personen los, um einen gemeinsamen Tag zu verbringen. Machte die Stadtwache bisher diverse Ziele in der tiefsten Vulkaneifel unsicher, traf es diesmal die schöne Stadt Leverkusen, genauer gesagt die heiligen Hallen der dortigen Jugendkirche. Unter der strengen Beobachtung unseres Schöpfers, zeigte die Stadtwache zu welchen körperlichen Leistungen die Nachkommen von Adam und Eva in der Lage sind. Und er sah, dass es gut war. Nach einem Tag intensivster und stundenlanger Probenarbeit, ließ man den Tag in Bedburg bei gutem Essen und kühlem Hopfenblütentee ausklingen.
Das Ziel dieses gemeinsamen Ausfluges ist jedoch nicht nur die Übungsarbeit, sondern es ist auch eine prima Gelegenheit die neuen Mitglieder der Stadtwache in die BNZ zu integrieren. Von diesen gibt es nämlich in den letzten Jahren immer mehr. Alleine dieses Jahr können wir ein knappes Dutzend neue BNZ´ler in der Stadtwache begrüßen. Wenn man bedenkt, wie viel Arbeit hinter den Auftritten unserer Zunft steckt und wie viel Zeit und Energie jeder einzelne in unsere BNZ investiert, ist dieser Mitgliederzuwachs höchst erfreulich.

Nach einem anstrengenden und langen Probenjahr brennt die Stadtwache darauf, Ihr Können zu zeigen, und hofft natürlich darauf, dass das Publikum diese Leistungen honoriert und die Protagonisten ausreichend Applaus ernten. Aber eines wissen wir nach so einem Jahr ganz genau. Vor dem Applaus steht der Schweiß……