(2014-2015) Wenn wir bei unserer eigenen Sitzung nach dem zweiten Auftritt von der Bühne kommen, und das Alkoholverbot aufgehoben wird, ist es fast schon Brauch, dass man vor Kreativität nur so sprüht. Das Adrenalin – und schließlich auch der Alkohol – zirkuliert durch die Körper und durch die Köpfe und an der Theke bekommt man an diesem Abend wirklich die allerbesten Ideen. Wenn man dann einen Tag später drüber nachdenkt, dann weiß man wo der Begriff „Schnapsidee“ herkommt… Aber eine Sache hat uns tatsächlich nicht mehr los gelassen: wir wollen – nein – wir müssen ein Sousaphon haben! Zur Erklärung: ein Sousaphon ist letztendlich nichts Anderes als eine astronautisch aussehende Tuba, und eine Tuba ist eins der Instrumente, das uns seit Bestehen des Fanfarenkorps fehlt. Warum dann keine Tuba? Weil man auch mit dem Auge hört!

Es macht einfach schon was her, wenn man dieses imposante Ding alleine sieht. Klotzen statt kleckern.

Wir hatten also ein Ziel – standen aber jetzt noch ganz am Anfang und hatten noch viele Hürden zu nehmen. Erstmal: wir müssen einen (positiv) Bekloppten finden, der bereit ist dieses Instrument zu spielen – und das mit allen Konsequenzen. Man darf nicht vergessen: wir sind viel unterwegs, marschieren durch Städte und Dörfer, sitzen oft im Bus und über die Karnevalstage sollten die Instrumente sicher verwahrt werden wenn wir uns dem Karnevalstreiben hergeben. Und mal ganz davon abgesehen, dass so ein Sousaphon auf Dauer ganz schön schwer werden kann, wird der Instrumentenkoffer so groß sein, dass man glauben könnte, eine vierköpfige Familie vereist eine Woche in Urlaub. Zur Überraschung vieler – auch weil er sich den Konsequenzen offenbar (noch) nicht ganz bewusst war – war der Bekloppte schnell gefunden: Dominik Wachsmann. Ein Kerl wie ein Baum, hochengagiert, motiviert und zuverlässig. Perfekt! Aber leider kann Dominik weder Noten lesen, noch hat er jemals ein Blasinstrument in der Hand gehabt. Darüber wollten wir uns später Gedanken machen.

Zweite Hürde: wir brauchen ein Sousaphon. Bitte erlauben sie sich den Spaß und googlen mal nach Preisen für solch ein Instrument. Sie werden schnell feststellen, dass vernünftige Menschen sich für dieses Geld lieber einen Kleinwagen gönnen. Um unseren Schatzmeister Hermann Trapp den Herzklabaster zu ersparen, haben wir uns nach gebrauchten Exemplaren umgeschaut. Wir sind bei einem Händler fündig geworden, der solche Instrumente aus den Vereinigten Staaten – wo das Sousaphon viel populärer ist als hier – importiert, repariert und aufwendig restauriert, sodass man sagen kann, dass die Instrumente in einem absolut neuwertigen Zustand sind. Nach mehreren Besuchen und der professionellen Begutachtung von Christoph Bottler war klar: hier waren tatsächlich „Schnäppchen“ zu schlagen – jedoch sprechen wir hier über einen deutlichen, vierstelligen Betrag den wir benötigten.

Kommen wir zu Hürde Nummer drei: die Finanzierung. Es ist zwar nicht so, als würde die Bedburger Narrenzunft am Hungertot nagen, jedoch würde uns auch niemand herzlich in den Arm nehmen, wenn wir um solche Beträge für eine einzige Sparte der Stadtwache bitten würden. Wir haben uns vorgenommen, Geldspenden innerhalb und außerhalb der Zunft zu generieren mit dem Ziel, dass der fehlende Differenzbetrag von der Zunft übernommen wird. Hier war vor allen Dingen unser Christoph Görgens federführend und hat sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt! Wir sind wirklich überwältigt wie viele Leute bereit waren zu spenden und welcher Betrag dabei zusammen gekommen ist – da blieb uns wirklich die Spucke weg. Danke, danke, danke hierfür – in diesem Heft wird dieses Thema nochmal intensiver behandelt.

Jetzt haben wir unser Sousaphon. Und noch mehr als das. Wir konnten einem Nachwuchstubisten sowie unser Schlagzeugregister mit neuen Instrumenten ausstatten.

Kommen wir nochmal zu Punkt eins und dem Problem, dass Dominik Wachsmann weder Noten lesen konnte, noch jemals ein Blasinstrument in der Hand hatte. Ein Instrument zu beherrschen – egal welches Instrument – ist anspruchsvoll und nimmt enorm viel Zeit in Anspruch. Dominik ist sehr diszipliniert und motiviert. Jedoch bitte ich sie zumindest in diesem Jahr noch mit den Augen zu hören. Besuchen sie auch im nächsten Jahr unsere Sitzung – dann werden sie auch mit den Ohren hören, warum wir dieses Instrument haben mussten! Versprochen.

(von Dominik Esser)