Wir sind dann mal weg …
Für einen kleinen Schreiberling wie mich ist es stets einfach frohe Kunde zu tun. Dann fällt jeder Satz leicht und die Feder gleitet nahezu selbstständig über das Papier und die leeren Zeilen füllen sich im Flug. Manchmal ist dies aber eben nicht so. Dann nämlich, wenn der Inhalt eher einem traurigen Anlass geschuldet ist und man lange überlegen muss, wo man anfängt und wie man die richtigen, passenden Worte findet. Aber was ist passiert….?! Fangen wir vorne an. Kommen Sie mit und reisen Sie mit mir ins Jahr 2008…
Eine, vielleicht DIE prägende Figur eines Traditionscorps, wie die BNZ sich mit Stolz nennen kann, ist die des Funkemariechens. Hier offenbarte sich 2008 auf einmal eine Lücke, da unsere langjährige Marie, Angela Schütten, sich in den wohlverdienten Tanzruhestand verabschiedet hatte. Wir mussten uns also auf die Suche begeben, nach einer jungen, attraktiven, tanzwilligen und freudestrahlenden Marie. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Suche ist lange erfolglos geblieben. Kurz vor der verzweifelten Entscheidung einen Funken zur Tanzmarie auszuwählen (Anm. der Redaktion: es gab zahlreiche motivierte Bewerber), hatte ein weiser Mensch nach langem Studium von Evolutionstheorien die geniale Eingebung. Nach einer wissenschaftlichen Erkenntnis findet man bei Kindern dann die gewünschten Eigenschaften, wenn man bei einem Elternteil (meist auf Seiten des Vaters) genau das Gegenteil vorfindet. Dies sollte sich hier glücklicherweise bewahrheiten.
Wir mussten also nach etwas suchen das älter, durchschnittlichen Aussehens sowie tanzfaul ist und oftmals etwas – hier im Rheinland würde man „mutzepuckelig“ – daher kommt. Somit sind wir – und dies war, wie man heute mit Fug und Recht behaupten kann, für den Verein ein Geschenk des Himmels – recht schnell bei unserer Tanzmarie Caroline gelandet. Ohne den Vorgängerinnen hier zu nahe treten zu wollen, setzte Caroline von Beginn für die Rolle der Tanzmarie neue Maßstäbe. Sie hatte Ausstrahlung, einen unglaublichen Ehrgeiz, identifizierte sich mit der Rolle der Marie und dem Verein. Es ist sicherlich nicht übertrieben, wenn man behauptet, dass sie das Funkemariechen – Dasein lebt und diese Funktion leidenschaftlich liebt. Fortan hatte die BNZ das zuvor erwähnte Vakuum also bestmöglichst gefüllt.
Nun waren also für ein gelungenes Tanzpaar schon 90 % erreicht. Aber eben nicht 100%. Dafür fehlte ein kongenialer Tanzpartner, der in der Regel noch schwerer zu finden ist. Man suchte in allen Abteilungen. Bei den Fanfaren – nichts. Bei den Offizieren – auch nichts. Im Elferrat – Fehlanzeige. Rotröcke, Inaktive, Senatoren, Zunftmeister – nirgendwo war auch nur ein halbwegs geeigneter Kandidat in Sicht. Da auch keiner der Marketenderinnen bereit war, sich in Männeruniform auf die Bühne zu stellen, kam einer auf die völlig verrückte Idee, bei den Funken nach einem geeigneten Kandidaten zu suchen. Bei den Funken??? Genauso wie sie jetzt wahrscheinlich mit großen, ungläubigen Augen in dieses Heft schauen, haben die meisten Verantwortlichen damals auch geschaut. Welchen Grad an geistiger Umnachtung muss man erreicht haben, um auf den Gedanken zu kommen, bei dieser Selbsthilfegruppe für Bewegungslegastheniker ein menschlichen Wesen zu finden, welches auch nur zwei Schritte geradeaus gehen oder sogar tanzen kann. Nun denn, was tut man nicht alles, wenn Verzweiflung im Spiel ist. Im Losverfahren wurde also ausgewählt, wer sich das Training der Truppe anschauen musste. Bei der Sichtung bot sich ein wahrlich fürchterliches Bild. Es war wirklich nichts für schwache Nerven. Doch neben den größtenteils vertretenden Grobmotorikern, offenbarte sich ein zartes Pflänzchen, in Hollywood würde man sagen: Unter eine Horde von Orks hat sich ein Elb gemischt. Dieser hieß Christopher und war fortan unser Tanzoffizier.
Zunächst hatten beide noch andere Partner, aber 2010 kam dann endlich zusammen, was zusammen gehört. Die beiden bildeten DAS Tanzpaar der BNZ. Seither haben beide – für die BNZ mit Sicherheit – aber auch über die Grenzen dieses schönen Vereins hinaus, neue Maßstäbe beim Mariechentanz gesetzt. Getreu dem Motto: Höher ! Schneller ! Weiter ! haben Sie jedes Jahr die Messlatte höher gelegt und – oftmals zum Leidwesen der Funken – fortwährend neue Tänze mit noch spektakuläreren Flugeinlagen eingeübt und dargebracht. Die Liebe zum Verein und zum Karneval sah man beiden an und somit verkörperten sie die Traditionsfiguren des Tanzpaares wie kaum jemand vor Ihnen.
Sehr zum Leidwesen der restlichen männlichen Aktiven, hat sich unsere liebe Caro nicht nur auf der Bühne für ihren Tanzoffizier Christopher entschieden – seit einigen Jahren tanzen beide auch gemeinsam durch das reale Leben. (Anm. der Redaktion: Caro, du weißt wo du dich melden kannst, wenn….). Dass der etwas zweifelhafte Trend im Karneval – nämlich das fortlaufende Streben nach Superlativen – auch seine Schattenseiten haben kann, und den ein oder anderen Zuschauer, der immer noch mehr „fliegende Mariechen“ sehen will, ein wenig zum Nachdenken bewegen sollte, ist der Anlass dieses Artikels. Trotz aller Vorbereitung und allen Trainings sind auch Tanzpaare am Ende des Tages ganz normale Menschen – und somit nicht unverwundbar.
Nach vielen fantastischen, atemberaubenden, aufreibenden, anstrengenden, trainingsreichen und einfach schönen Jahren, müssen wir uns nach dieser Session aus gesundheitlichen Gründen von Caro und Christopher als Tanzpaar verabschieden. Da es in der deutschen Sprache nicht viele Worte gibt, die Euch und der Situation gerecht werden, möchte ich euch – stellvertretend für die gesamte BNZ Familie – DANKE sagen.
DANKE – für viele schöne Momente mit Euch auf und neben der Bühne
DANKE – für Eure Mühen und Euren Einsatz
DANKE – für Eure Liebe zu diesem großartigen Verein.
Ich würde mir wünschen, dass nach eurem letzten Tanz das Zelt bebt, und ein euch ein bisschen was von dem zurück gibt, was ihr all die Jahre für das Publikum gegeben habt. Ich hoffe Ihr bleibt der BNZ – in welcher Funktion auch immer – lange erhalten und wir werden noch viele Biere oder Mettbrötchen 😉 gemeinsam an der Theke verzehren.
Glücklicherweise entsteht nach dem Abschied des Paares kein Vakuum wie 2008, denn wir können behaupten ein gleichwertiges 2. Tanzpaar zu haben. Also Franzi und Bronko, jetzt ist eure Zeit…Rockt die Bühne und macht uns weiterhin so viel Freude, wie ihr das schon in den letzten Jahren getan habt.