Der Fanfare

Männer lieben ihren unverwechselbaren Sound, Frauen verehren sie in ihren rot-weißen Uniformen und jedes Kind möchte einmal so sein wie sie. Ja genau, die Rede ist von den Fanfaren der Bedburger Narrenzunft. Viele Menschen kennen sie nur aus der Ferne, wenn sie während der Session auf den Bühnen unserer Stadt zu Hause sind oder vom Straßenrand wenn der Klang ihrer eiskalten Blasinstrumente durch die Bedburger Straßen zieht. In diesem Insiderbericht wollen wir jedoch das Leben eines Fanfarenkorps-Mitglieds näher beleuchten und zeigen was einen Fanfaren so einzigartig macht.

 20. April 2015 um 19:30 Uhr in Bedburg: Eigentlich ein ganz normaler Montagabend. Der gemeine Funke streift sich wahrscheinlich in diesem Moment sein Freizeitoutfit über und nimmt Platz auf seinem Lieblingsplatz auf der Couch. Die Marketenderinnen versammeln sich mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade vor dem Fernseher, um die nächste Folge GZSZ zu verfolgen. Dies ist angesichts der Tatsache, dass die letzte Session gerade erst vorbei ist, auch nicht verwerflich, denn selbst eingefleischte Karnevalisten denken wohl zu diesem Zeitpunkt kaum an den 11.11..

 Doch für das Fanfarenkorps gilt das nicht. Getreu dem Motto „Nach der Session ist vor der Session“ packt sich der Fanfare das Instrument und versammelt sich mit seinen Gleichgesinnten im Schützenheim in Bedburg. Hier wird jeden Montagabend bei der Probe der Grundstein für die nächste Session gelegt. Natürlich sitzt bei dieser Probe noch nicht jeder Ton. Dies ist jedoch kein Wunder, da sich nach einer langen Session schon mal der ein oder andere Tropfen Asbach-Cola in den Blasinstrumenten wiederfindet.  Wenn dann aber die letzten Andenken der letzten Session beseitigt sind, nimmt die Fanfaren-Maschinerie schnell Fahrt auf. Verfeinern von bekannten Stücken, erlernen von neuen Karnevalsliedern und das alles unter der geduldigen Leitung von Christoph Bottler.

 Die schweißtreibende, wöchentliche Probenarbeit ist jedoch nicht das Einzige, was der Fanfare in der karnevalsfreien Zeit so treibt. In diesem Jahr ist die BNZ in Form des Fanfarenkorps einer ganz besonderen Einladung nachgegangen. Bei dem am 31. Mai im ehemaligen Toom-Gebäude stattfindenden Kultursonntag der Stadt Bedburg war es einer erlesenen Gruppe des Fanfarenkorps vorbehalten, dieses besondere Event mit einem musikalischen Aufmarsch zu eröffnen. Trotz der ungewohnten Jahreszeit und dem außergewöhnlichen Anlass dieses Events, konnten die Fanfaren durch einen souveränen Auftritt dem anwesenden Publikum unter Beweis stellen, dass sich hinter der oftmals laut und schrill klingenden Karnevalsmusik, doch auch ein kultureller Hintergrund verbirgt.

 Die folgenden Sommermonate laden traditionell sicher weniger zur intensiven Probenarbeit ein, so dass in den Sommerferien auf die wöchentliche Probe ab und an verzichtet wird. Es ist natürlich selbstverständlich, dass sich jeder gute Fanfare während dieser Monate mit der individuellen Probenarbeit zu Hause fit hält. Nach den Sommerferien wird dann wieder intensiv am Feinschliff für die kommende Session gearbeitet, die sich nun langsam mit großen Schritten nähert. Zwischenzeitlich ist es für die Fanfaren eine Selbstverständlichkeit, den St. Martin und die Kinder aus den Kindergärten Bedburg zum großen Martinsfeuer am Sandberg zu begleiten.

 In dieser Session war es schon am 07.11. so weit, dass in Bedburg der Startschuss für eine kurze Session 2015/16 gefallen ist. Das bedeutet dann natürlich auch für den Fanfaren, dass er seine Uniform endlich wieder aus der Folie der Reinigung holen darf, um sich für die ersten Auftritte der Session in Schale zu schmeißen. Ob beim Karnevalsauftakt in Kirchherten, bei den diversen Funkenbiwaks oder auf den kleinen und großen Bühnen unserer Region, der Fanfare freut sich auf jeden Auftritt, bei dem er die Möglichkeit hat, sein musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Das man sich bei diesen Gelegenheiten auch auf das ein oder andere alkoholische Kaltgetränk freut, ist dann der Lohn der monatelangen Probenarbeit.

 Wenn dann im neuen Jahr die Adventskränze und Weihnachtskugeln wieder in den Schränken verstaut sind, geht die Karnevalssession in ihre heiße Phase. Die Anzahl der Auftritte an den Wochenenden steigt, genauso wie die Vorfreude auf den Straßenkarneval. Ein Highlight der Session findet dann aber erst mal im rot weiß geschmückten Festzelt auf dem Schlossparkplatz statt. Die Auftritte auf der eigenen Sitzung der BNZ gehören ohne Frage zu den Höhepunkten eines Fanfarenlebens. Spätestens wenn der Kommandant das Kommando zur großen Locke gegeben hat, dann spürt man selbst bei erfahrenen Fanfaren ein wenig Anspannung. Wenn dann die ersten Töne gespielt sind und man merkt wie einem die Menschenmassen elektrisiert zujubeln, dann wandelt sich diese Spannung aber schnell in eine positive Vorfreude auf den bevorstehenden Auftritt um. Nachdem man dann auch beim zweiten Auftritt dem Publikum mit den besten Karnevals- und Stimmungsliedern eingeheizt hat, sind selbst die besonnensten unter den Fanfaren nicht mehr zu halten und finden sich im Minutentakt vor einem der zahlreichen Pittermännchen im Zelt wieder.

 Nur eine Woche später werden die Stiefel noch ein letztes Mal poliert und auch das Instrument bekommt noch ein Tröpfchen Öl bevor es auf die Bedburger Straßen geht. Hier begleiten die bis zu aktiven 30 Fanfaren die ganze BNZ-Scharr wieder mit Märschen oder Karnevalsständchen zum Rathaus und später ins Festzelt. In den folgenden unzähligen Stunden in genau diesem tritt dann der Fanfare den Beweis an, dass er nicht nur an seinem Instrument, sondern auch auf der Tanzfläche eine gute Figur macht.

 Wer nach den vielen Stunden an der Theke und dem ein oder anderen Bier denkt, dass der Fanfare zum großen Festumzug am Karnevalssonntag schlapp macht, der hat sich getäuscht. Ungeahnte Kräfte scheinen in einem jeden „BNZ-Musiker“ in der Zeit von Weiberfastnacht bis Rosenmontag frei gesetzt zu werden, um diese Tage auch so zu überstehen, dass am letzten Höhepunkt der Session noch mal eine Glanzleistung gebracht werden kann. Von der Harffer Schlossallee in Kaster bis zum Kreisverkehr an der Bedburger Mühle, schmettern die Fanfaren einen Hit nach dem anderen durch die Straßen und begeistern somit kleine wie große Karnevalisten.

Irgendwann ist aber dann auch jede noch so schöne Session zu Ende und auch der Fanfare stellt sein Instrument nun erst mal in den Schrank. Was bleibt sind viele schöne Erinnerungen an die vergangene Karnevalszeit im Kreise vieler gleichgesinnter Jecken auf der Bühne oder an der Theke. Und am 04. April 2016 beginnt das ganze Spiel dann wieder von vorne.

(Text: Sebastian Rey)